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Chaos im Kopf und auf dem Schreibtisch, emotionale Schwankungen und Empfindsamkeit: All das können Anzeichen für ADHS sein. Die Hauptsymptome der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung – Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit –1 können auch im Erwachsenenalter zur Belastung werden. Hier erfahren Sie mehr über ADHS: von den Ursachen über typische ADHS-Symptome, medikamentöse und alternative Behandlungsmethoden sowie Ihren Weg zu einer ADHS Diagnose und Therapie.
ADHS ist die Abkürzung für die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte psychische Erkrankung.1Hauptsymptome sind bei etwa 50 bis 80 Prozent der im Kindesalter Betroffenen Hyperaktivität, Konzentrationsstörungen und Impulsivität.2 Diese ADHS-Symptome können sich während der Pubertät „verwachsen“. Bei 15 Prozent der Betroffenen bleiben ADHS und ihre Begleiterscheinungen im Erwachsenenalter bestehen.3 In dem Fall können im Alltag Konzentrationsschwierigkeiten, fehlende Organisation und Impulsivität sowie mit einer ADHS-Problematik verbundene Stimmungsschwankungen zur Belastung werden – im Privatleben wie auch im Beruf.4
Die Entstehungsmechanismen für die Entwicklung einer ADHS-Symptomatik sind nicht vollständig geklärt. Viele Studien deuten darauf hin, dass erbliche Faktoren eine wichtige Rolle für die Entwicklung von ADHS darstellen. Man geht außerdem davon aus, dass neben genetischen weitere Einflussfaktoren wie Schwangerschafts- und Geburts- sowie Umweltfaktoren eine Rolle spielen und im Zusammenwirken Entwicklungsabweichungen neuronaler Regelkreise verursachen.5 Diese Signalstörung im Gehirn soll nach Auffassung der Forscher auf die Frontallappen der ADHS-Patienten einwirken und zur Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung führen. So scheint die Informationsverarbeitung zwischen den unterschiedlichen Gehirnregionen beeinträchtigt zu sein, da die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin unzureichender Menge vorhanden sind.5
Nach der aktuellen ADHS-Leitlinie, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gilt, lassen sich ADHS-Symptome mit einer entsprechenden Therapie deutlich reduzieren. Um eine mögliche ADHS-Problematik abzuklären und so die Lebensqualität zu verbessern, können Sie sich an einen Facharzt oder einen psychologischen Psychotherapeuten wenden. Zudem gibt es auf ADHS spezialisierte Fachambulanzen.
Haben Sie akuten Therapiebedarf, ist Ihre Hausarzt-Praxis die erste Adresse. Die Diagnosekriterien gelten für jede Altersgruppe und unterscheiden sich nicht von denen für Kinder und Jugendliche und beruhen auf Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese), psychischen Erfahrungen sowie Schilderungen zu aktuellen beruflichen und privaten Alltagsproblemen. Es kann daher hilfreich sein, auch Familienmitglieder darum zu bitten, vergangene und aktuelle Erfahrungen im Umgang mit Ihnen zu schildern.
Ob Kinder oder Erwachsene: Die Symptome einer ADHS sind in jedem Lebensalter eine Herausforderung. Tatsächlich unterscheiden sich die Anzeichen einer ADHS kaum, bei Erwachsenen ist ADHS lediglich weniger offensichtlich als bei Kindern und Jugendlichen. So haben Erwachsene mit ADHS weniger mit Hyperaktivität zu kämpfen, als vielmehr mit einer ausgeprägten Impulsivität, die sich etwa im Gespräch durch Unterbrechungen des Gegenübers zeigt oder durch rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr. Außerdem können sie Schwierigkeiten damit haben, ihren Alltag oder ihre Arbeit zu strukturieren, sich über längere Zeit zu konzentrieren und Verabredungen oder Abgabefristen einzuhalten. Abgeschwächtes Anzeichen der Hyperaktivität aus Kindertagen ist ein ausgeprägter Bewegungsdrang sowie eine häufige Änderung der Körperhaltung.6
Beschränken sich die Probleme auf die verstärkte Unaufmerksamkeit (ohne Hyperaktivität), kann es sich auch im Erwachsenenalter um das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) handeln. Mit ADS fällt es Betroffenen schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Sie sind verträumt, leicht ablenkbar bzw. verlieren den Fokus, übersehen oder vergessen Details oder Termine - ebenso wie Personen mit ADHS.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) umfasst neben den Symptomen von ADS außerdem Hyperaktivität und Impulsivität. Personen mit ADHS verhalten sich in Gesprächen zudem eher ungeduldig, unterbrechen bzw. antworten, bevor eine Frage komplett gestellt wurde. Sie reden und handeln – auch als Erwachsene – ohne vorher über die Folgen nachzudenken. Zudem fällt es ihnen schwer, still zu sitzen. Mit den Füßen zu wippen oder mit den Fingerspitzen zu klopfen, sind typische Verhaltensweisen.6
Leiden Sie unter den Auswirkungen Ihrer ADHS, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Laut Leitlinien stützt sich der Ansatz zur Behandlung einer ADHS auf mehrere Säulen einer multimodalen Therapie, bestehend aus einer psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung: Zu Beginn einer Therapie ist eine ausführliche Aufklärung über ADHS und die damit zusammenhängenden Probleme entscheidend. Danach wird entschieden, ob und welche ADHS-Medikamente sowie in welcher Form eine Verhaltens- oder Psychotherapie infragekommen.
Die eine richtige Behandlung für Erwachsene mit ADHS gibt es nicht. Entscheidend ist immer die persönliche Situation und Ausprägung. Haben Sie eine ADHS-Diagnose erhalten, sollten Sie sich fragen, wie sehr Ihre aktuell vorhandenen Symptome Ihnen in verschiedenen Lebensbereichen Probleme bereiten. Bei einer leicht ausgeprägten ADHS können Sie möglicherweise selbst Strategien finden: Entspannungstechniken, den Austausch in Selbsthilfegruppen oder Sport. Sollten Sie Alternativen oder Ergänzungen zur klassischen medikamentösen Behandlung suchen, können Sie in Abstimmung mit Ihrem behandelnden Arzt auch die Möglichkeit einer Cannabis-Therapie in Betracht ziehen.
Bislang ist die Studienlage zur Cannabis-Therapie bei ADHS und ADS überschaubar.7,8 Es gibt einige wenige Studien, die ein positives Bild zum Einsatz von Cannabis bei ADHS zeichnen. Darüber hinaus sprechen Erfahrungswerte erwachsener Patienten mit ADHS eher für als gegen eine Cannabis-Therapie. Danach kann Cannabis dabei helfen, den Alltag besser zu meistern und insgesamt ruhiger und fokussierter zu sein.
In Deutschland können Cannabis-haltige Arzneimittel off-label an ADHS-Patienten rezeptiert werden. Eine Ausnahmeerlaubnis des BfArM ist nach einem Beschluss des Bundestags im Januar 2017 nicht mehr notwendig, sodass eine Verschreibung nach ärztlichem Ermessen erfolgen kann.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Cannabis-Therapie bei ADHS, sofern hier vorab eine Genehmigung eingeholt wurde und eine ärztliche Verordnung vorliegt, was allerdings eher selten der Fall ist. Wichtig für den Genehmigungsantrag ist die glaubhafte und nachvollziehbare ärztliche Begründung für den Einsatz von Cannabis bei ADHS.
Die Kombination von Cannabis und Methylphenidat könnte potenziell gefährliche Wechselwirkungen hervorrufen. Falls medizinisches Cannabis bei ADHS verschrieben wird, sollte die gleichzeitige Einnahme von ADHS-Medikamenten wie Ritalin ( Medikinet)in engmaschiger ärztlicher Abstimmung erfolgen.
Insbesondere dann, wenn ADHS Symptome erwachsene Betroffene im Alltag massiv einschränken, sollten sie nicht zögern, sich behandeln zu lassen. ADHS Medikamente, eine begleitende Therapie und persönliche Bewältigungsstrategien können dabei ebenso helfen, wie die ADHS alternativ behandeln zu lassen.
Quellenangaben:
1. https://www.gesundheitsinformation.de/adhs-bei-erwachsenen.html
2. Thomas, R et al (2015). Prevalence of attention-deficit/hyperactivity disorder: a systematic review and metaregression analysis. Am J Psychiatry 164: 942-8. Pediatrics 195 (4): 361-7. Polanczyk G, de Lima MS, Horta BL etal (2007).
3. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-045k_S3_ADHS_2018-06.pdf
4. https://www.gesundheitsinformation.de/aufmerksamkeitsdefizit-und-hyperaktivitaetsstoerung-adhs.html
6. https://adhs-kompakt.de/unterschied-ads-und-adhs/