Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, gehören zu den komplexesten entzündlichen Erkrankungen des Verdauungssystems. In der Schweiz sind schätzungsweise über 20.000 Menschen betroffen, häufig mit stark schwankendem Krankheitsverlauf. Typische Beschwerden sind Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und Gewichtsverlust, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können.
Da CED eine chronische Erkrankung ist, steht die Entzündungskontrolle im Mittelpunkt der Behandlung. Neben klassischen Medikamenten wie Kortikosteroiden, Immunmodulatoren oder Biologika wird zunehmend untersucht, welche Rolle das Endocannabinoid-System (ECS) bei der Regulation von Entzündung, Darmbewegung und Schmerz spielt.
Erste Studien deuten darauf hin, dass cannabinoidbasierte Arzneimittel in bestimmten Fällen ergänzend zur Standardtherapie unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden können. Ob eine solche Behandlung medizinisch begründet ist, entscheidet ausschliesslich die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt nach individueller Beurteilung.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
In ausgewählten Fällen kann eine ärztlich begleitete Therapie mit cannabinoidbasierten Arzneimitteln in Betracht gezogen werden, immer unter medizinischer Aufsicht und gemäss den Schweizer Richtlinien.
Was versteht man unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)?
CED ist der Sammelbegriff für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, zwei chronisch-entzündliche Erkrankungen, die verschiedene Abschnitte des Verdauungstrakts betreffen.
Typische Symptome:
- Wiederkehrende Bauchschmerzen
- Chronischer Durchfall (teilweise mit Blutbeimengung)
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Gelenkbeschwerden oder Hautveränderungen (extraintestinale Manifestationen)
Die Erkrankung verläuft meist schubweise, mit Phasen der Aktivität und Remission. Eine individuelle, langfristige medizinische Betreuung ist entscheidend.
Wann ist ärztliche Beratung sinnvoll?
Eine ärztliche Abklärung ist immer erforderlich, wenn:
- Beschwerden über Wochen anhalten oder zunehmen,
- Blut im Stuhl auftritt,
- Gewichtsverlust oder Fieber beobachtet wird,
- oder wenn eine bestehende Diagnose unzureichend kontrollierbar erscheint.
In ausgewählten Fällen kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt prüfen, ob cannabinoidbasierte Arzneimittel ergänzend zur Standardtherapie in Betracht gezogen werden können, etwa zur Unterstützung der Schmerzmodulation oder Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.
Die Entscheidung erfolgt ausschliesslich unter ärztlicher Verantwortung und gemäss den geltenden medizinischen und rechtlichen Vorgaben.
Mögliche Therapieformen in der Schweiz
Approbierte Ärztinnen und Ärzte dürfen in der Schweiz verschiedene Darreichungsformen cannabinoidbasierter Arzneimittel verschreiben. Die Auswahl richtet sich nach der medizinischen Einschätzung und kann beinhalten:
- Tropfen oder Öle – ermöglichen eine genaue Dosierung und sind für chronische Anwendungen geeignet.
- Kapseln – standardisierte Formen mit gleichbleibender Wirkstoffmenge.
- Magistrale Rezepturen – individuell angepasste Präparate, hergestellt in Apotheken.
- Inhalative Anwendungen – selten, bei akutem Bedarf und nur unter medizinischer Aufsicht.
Alle Präparate unterliegen den Qualitätsstandards der Good Manufacturing Practice (GMP) und Good Distribution Practice (GDP) und werden ausschliesslich über zugelassene Apotheken abgegeben.
Rechtlicher Rahmen
Seit dem 1. August 2022 dürfen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz cannabinoidbasierte Arzneimittel ohne Sonderbewilligung verschreiben.
- Präparate unterstehen dem Betäubungsmittelgesetz (BetmG).
- Die Swissmedic überwacht Sicherheit, Qualität und Zulassung.
- Abgabe ausschliesslich über Apotheken.
- Ärztliche Kontrolle und Nachsorge sind obligatorisch.
Diese rechtlichen Regelungen ermöglichen einen sicheren Einsatz im Rahmen einer verantwortungsvollen medizinischen Betreuung.
Sicherheit und Kontrolle
Cannabinoidbasierte Arzneimittel dürfen ausschliesslich unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden.
Produktion, Verschreibung und Abgabe erfolgen unter klar definierten Qualitäts- und Sicherheitsstandards.
Hinweis:
Eine Selbstmedikation mit frei verkäuflichen Cannabisprodukten ersetzt keine medizinische Behandlung und wird nicht empfohlen.
Häufige Fragen (FAQ)
1. Wann kann eine cannabinoidbasierte Therapie bei CED in Betracht gezogen werden?
Nur nach individueller ärztlicher Abklärung – insbesondere, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend wirken oder mit Nebenwirkungen verbunden sind.
2. Wie wirken Cannabinoide im Verdauungssystem?
Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine Rolle bei Entzündungsprozessen, Darmbewegung und Schmerzempfindung. Die Wirkung wird derzeit wissenschaftlich weiter untersucht.
3. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Nur in Ausnahmefällen – etwa bei chronischen, therapieresistenten Verläufen und nach Antrag der behandelnden Ärztin oder des Arztes.
4. Gibt es wissenschaftliche Hinweise?
Einige Studien zeigen, dass Cannabinoide Entzündungsmarker und Schmerzintensität beeinflussen können. Die Datenlage ist jedoch begrenzt, weshalb die Anwendung nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgt.
5. Wie läuft der Behandlungsprozess ab?
Nach einer ausführlichen Anamnese prüft die Ärztin oder der Arzt, ob eine cannabinoidbasierte Therapie sinnvoll ist. Die Abgabe erfolgt über Apotheken mit regelmässiger Nachkontrolle.
Rechtliche Hinweise
- Cannabinoidbasierte Arzneimittel sind verschreibungspflichtig.
- Abgabe ausschliesslich über zugelassene Apotheken.
- Online-Käufe oder Importe sind nicht erlaubt.
- Die Arzneimittelsicherheit wird durch Swissmedic überwacht.
Compliance-Hinweis
Dieser Text dient ausschliesslich der Information über rechtliche und medizinische Rahmenbedingungen cannabinoidbasierter Therapien in der Schweiz.
Er ersetzt keine ärztliche Beratung und stellt keine Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel dar.

Quellen & Referenzen
- Bundesamt für Gesundheit (BAG) – Medizinischer Cannabis in der Schweiz: Rechtlicher Rahmen und Anwendungsbereiche (Stand: 2024)
- Swissmedic – Information zu Cannabis für medizinische Zwecke und Arzneimittel mit Cannabinoiden (Merkblatt, 2023)
- Schweizerische Gesellschaft für Gastroenterologie (SGGSS) – Leitlinien zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (2023)
- Foederatio Medicorum Helveticorum (FMH) – Leitfaden zur Verschreibung von Betäubungsmitteln und cannabinoidhaltigen Arzneimitteln (2023)
- Journal of Gastroenterology (2022) – Endocannabinoid modulation in inflammatory bowel diseases: mechanisms and clinical perspectives
- Swiss Society for Addiction Medicine (SSAM) – Hinweise zu Cannabispräparaten in der klinischen Praxis (2022)
⚠️ Die Inhalte dieses Beitrags dienen ausschliesslich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung. Eine Behandlung mit medizinischem Cannabis erfolgt nur nach ärztlicher Einschätzung gemäss den geltenden gesetzlichen Vorgaben.

