Chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen gehören in der Schweiz zu den häufigsten und belastendsten Gesundheitsproblemen. Sie können den Alltag erheblich einschränken, Schlaf, Stimmung und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und zu einem anhaltenden Stresszustand führen. Betroffene berichten oft, dass herkömmliche Behandlungen – etwa Physiotherapie, Analgetika oder invasive Verfahren – nicht immer ausreichend wirken.
In den letzten Jahren wird zunehmend erforscht, wie cannabinoidbasierte Arzneimittel in der Schmerzmedizin unterstützend eingesetzt werden können. Eine Schweizer Pilotstudie untersuchte beispielsweise kombinierte Präparate mit THC und CBD, die in einzelnen Fällen eine moderate Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität unter ärztlicher Kontrolle zeigten.
Ob eine solche Therapieform medizinisch sinnvoll ist, entscheidet ausschliesslich die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt nach individueller Abklärung.
Chronische Schmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In bestimmten Fällen kann eine ärztlich begleitete Therapie mit cannabinoidbasierten Arzneimitteln in Betracht gezogen werden – immer unter medizinischer Aufsicht und gemäss den geltenden rechtlichen Vorgaben.
Was versteht man unter chronischen Schmerzen?
Chronische Schmerzen sind Beschwerden, die länger als drei Monate anhalten oder immer wiederkehren. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die eine Warnfunktion haben, verlieren chronische Schmerzen oft ihren ursprünglichen Zweck und entwickeln sich zu einer eigenständigen Erkrankung.
Beispiele:
- Chronische Rückenschmerzen
- Gelenkschmerzen (z. B. Arthrose, Rheuma)
- Neuropathische Schmerzen (z. B. Nervenschädigungen, Diabetes)
- Tumorbedingte Schmerzen
- Fibromyalgie
Schätzungen zufolge sind in der Schweiz bis zu 20 % der Bevölkerung von chronischen Schmerzen betroffen – mit erheblichen Auswirkungen auf Arbeitsfähigkeit, Schlaf und psychisches Wohlbefinden.
Wann ist ärztliche Beratung sinnvoll?
Eine ärztliche Beurteilung ist besonders wichtig, wenn Schmerzen über Wochen bis Monate bestehen, die Ursache unklar bleibt oder andere Therapien nicht ausreichend helfen.
In ausgewählten Fällen kann geprüft werden, ob eine ärztlich begleitete Therapie mit cannabinoidbasierten Arzneimitteln medizinisch begründet ist. Dabei berücksichtigt die Ärztin oder der Arzt Faktoren wie Schmerzursache, bisherige Behandlungsversuche, Begleiterkrankungen und mögliche Wechselwirkungen.
Eine solche Entscheidung erfolgt immer individuell und ausschliesslich unter ärztlicher Verantwortung gemäss den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Mögliche Therapieformen in der Schweiz
Approbierte Ärztinnen und Ärzte dürfen in der Schweiz verschiedene Darreichungsformen cannabinoidbasierter Arzneimittel verschreiben. Die Auswahl erfolgt individuell und kann beinhalten:
- Tropfen oder Öle – häufige Form zur oralen Einnahme mit kontrollierter Dosierung.
- Kapseln – standardisierte Zusammensetzungen für planbare Wirkung und einfache Anwendung.
- Magistrale Zubereitungen – individuell hergestellte Rezepturen in spezialisierten Apotheken.
- Inhalative Anwendungen – in medizinisch begründeten Einzelfällen, z. B. zur schnellen Wirkung bei Durchbruchschmerzen.
Alle Präparate unterliegen den Anforderungen der Good Manufacturing Practice (GMP) und Good Distribution Practice (GDP) und werden ausschliesslich über zugelassene Apotheken abgegeben.
Rechtlicher Rahmen
Seit dem 1. August 2022 dürfen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz cannabinoidbasierte Arzneimittel ohne Sonderbewilligung verschreiben.
Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen:
- Präparate unterstehen dem Betäubungsmittelgesetz (BetmG).
- Die Aufsicht erfolgt durch Swissmedic, die die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit überwacht.
- Abgabe ausschliesslich über Apotheken.
- Ärztliche Beratung und Nachkontrolle sind verpflichtend.
Diese Regelung ermöglicht Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen eine klar geregelte, medizinisch kontrollierte Versorgung.
Sicherheit und Kontrolle
Cannabinoidbasierte Arzneimittel dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht und bei klarer Indikation eingesetzt werden. Die Sicherheit wird durch mehrstufige Qualitätsprüfungen gewährleistet, von der Herstellung bis zur Abgabe in der Apotheke.
Hinweis:
Eine Selbstmedikation mit frei verkäuflichen Cannabisprodukten ersetzt keine medizinische Betreuung und wird nicht empfohlen.
Häufige Fragen (FAQ)
1. Wann kann eine cannabinoidbasierte Therapie medizinisch geprüft werden?
Nur nach individueller ärztlicher Beurteilung – insbesondere, wenn andere Behandlungen keine ausreichende Wirkung gezeigt haben oder Nebenwirkungen problematisch sind.
2. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Nur in Ausnahmefällen, wenn eine nachgewiesene Therapieresistenz vorliegt und die Ärztin oder der Arzt einen entsprechenden Antrag stellt.
3. Welche Sicherheitsvorkehrungen gelten?
Bei ärztlicher Verschreibung gelten in der Schweiz strenge Standards für Auswahl, Dosierung und Verlaufskontrolle.
4. Wie läuft der Prozess ab?
Nach einer ärztlichen Erstkonsultation und Anamnese prüft die Ärztin oder der Arzt, ob ein cannabinoidbasiertes Präparat geeignet sein könnte. Die Abgabe erfolgt ausschliesslich über eine Apotheke.
Rechtliche Hinweise
- Cannabinoidbasierte Arzneimittel sind verschreibungspflichtig.
- Abgabe ausschliesslich über zugelassene Apotheken.
- Online-Käufe oder Importe sind nicht erlaubt.
- Die Arzneimittelsicherheit wird durch Swissmedic überwacht.
Compliance-Hinweis
Dieser Text dient ausschliesslich der Information über rechtliche und medizinische Rahmenbedingungen cannabinoidbasierter Therapien in der Schweiz.
Er ersetzt keine ärztliche Beratung und stellt keine Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel dar.

Quellen & Referenzen
- Bundesamt für Gesundheit (BAG) – Medizinischer Cannabis in der Schweiz: Rechtlicher Rahmen und Anwendungsbereiche (Stand: 2024)
- Swissmedic – Information zu Cannabis für medizinische Zwecke und Arzneimittel mit Cannabinoiden (Merkblatt, 2023)
- Schweizerische Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (SGSS) – Leitlinien zur Behandlung chronischer Schmerzen (2023)
- Foederatio Medicorum Helveticorum (FMH) – Leitfaden zur Verschreibung von Betäubungsmitteln und cannabinoidhaltigen Arzneimitteln (2023)
- Journal of Pain (2022) – Cannabinoid-based medicines in chronic pain management: A systematic review of clinical evidence
- Swiss Society for Addiction Medicine (SSAM) – Hinweise zu Cannabispräparaten in der klinischen Praxis (2022)
⚠️ Die Inhalte dieses Beitrags dienen ausschliesslich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung. Eine Behandlung mit medizinischem Cannabis erfolgt nur nach ärztlicher Einschätzung gemäss den geltenden gesetzlichen Vorgaben.

