Epileptische Anfälle & Krampfzustände
Epileptische Anfälle und andere Krampfzustände gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen können. Sie entstehen durch eine vorübergehende Fehlsteuerung elektrischer Signale im Gehirn und können in Häufigkeit, Dauer und Schwere stark variieren.
Trotz grosser Fortschritte in der medikamentösen Behandlung reagieren manche Patientinnen und Patienten nur unzureichend auf klassische Antiepileptika oder leiden unter Nebenwirkungen.
In solchen Fällen kann die Ärztin oder der Arzt prüfen, ob eine cannabinoidbasierte Therapie, beispielsweise mit CBD-haltigen Präparaten, als begleitende Option sinnvoll ist.
Ob eine solche Therapie medizinisch indiziert ist, wird individuell entschieden. Die Behandlung erfolgt ausschliesslich unter ärztlicher Aufsicht und gemäss den rechtlichen Vorgaben in der Schweiz.
Was versteht man unter epileptischen Anfällen?
Epileptische Anfälle entstehen, wenn sich Nervenzellen im Gehirn plötzlich und unkontrolliert elektrisch entladen.
Je nach betroffener Hirnregion kann dies zu Muskelzuckungen, Bewusstseinsveränderungen, Sprachstörungen oder unwillkürlichen Bewegungen führen.
Typische Formen:
- Fokale Anfälle: betreffen nur bestimmte Hirnareale
- Generalisierte Anfälle: betreffen das ganze Gehirn
- Status epilepticus: anhaltender oder wiederkehrender Krampfzustand – ein medizinischer Notfall
Bei chronischen Verlaufsformen spricht man von Epilepsie. Diese kann angeboren, erworben (z. B. nach Verletzungen) oder idiopathisch sein.
Wann ist ärztliche Beratung sinnvoll?
Eine ärztliche Abklärung ist notwendig, wenn:
- Anfälle trotz Therapie fortbestehen,
- Nebenwirkungen die Lebensqualität stark beeinträchtigen,
- oder alternative Ansätze zur Stabilisierung gesucht werden.
In ausgewählten Fällen kann die Ärztin oder der Arzt prüfen, ob cannabinoidbasierte Arzneimittel, insbesondere CBD-haltige Präparate, ergänzend eingesetzt werden können.
Dabei wird berücksichtigt:
- bisherige medikamentöse Therapie,
- individuelle Verträglichkeit,
- mögliche Wechselwirkungen,
- und die zugelassene medizinische Indikation.
Mögliche Therapieformen in der Schweiz
In der Schweiz dürfen approbierte Ärztinnen und Ärzte verschiedene Darreichungsformen cannabinoidbasierter Arzneimittel verschreiben. Die Auswahl erfolgt individuell und kann beinhalten:
- CBD-Öle oder Tropfen – häufig als ergänzende Option bei therapieresistenter Epilepsie untersucht.
- Kapseln oder standardisierte Lösungen – für gleichmässige Wirkstoffaufnahme.
- Magistrale Rezepturen – individuell angepasste Dosierungen nach ärztlicher Verordnung.
Diese Arzneimittel müssen nach GMP (Good Manufacturing Practice) und GDP (Good Distribution Practice) hergestellt und ausschliesslich über zugelassene Apotheken abgegeben werden.
Rechtlicher Rahmen
Seit dem 1. August 2022 dürfen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz cannabinoidbasierte Arzneimittel ohne Sonderbewilligung verschreiben.
- Präparate unterstehen dem Betäubungsmittelgesetz (BetmG).
- Die Swissmedic überwacht Qualität, Sicherheit und Zulassung.
- Abgabe ausschliesslich über Apotheken.
- Ärztliche Beratung und Nachkontrolle sind verpflichtend.
CBD-haltige Präparate mit medizinischer Zweckbestimmung gelten als Arzneimittel und unterliegen denselben Sicherheits- und Qualitätsanforderungen.
Sicherheit und Kontrolle
Cannabinoidbasierte Arzneimittel dürfen nur bei ärztlich bestätigter Indikation und unter regelmässiger medizinischer Kontrolle eingesetzt werden.
Die Sicherheit wird durch strenge Herstellungsauflagen, Laborprüfungen und kontinuierliche Überwachung sichergestellt.
Hinweis:
Eine Selbstmedikation mit frei verkäuflichen CBD-Produkten ersetzt keine medizinische Behandlung und wird nicht empfohlen.
Häufige Fragen (FAQ)
Viele Betroffene interessieren sich für die mögliche Rolle von Cannabinoiden bei Epilepsie und Krampfzuständen.
Nachfolgend finden Sie häufige Fragen – mit neutralen, medizinisch geprüften Antworten:
1. Wann kann eine cannabinoidbasierte Therapie medizinisch geprüft werden?
Nach ärztlicher Beurteilung – insbesondere bei therapieresistenter Epilepsie oder Unverträglichkeit herkömmlicher Medikamente.
2. Gibt es wissenschaftliche Hinweise auf Wirksamkeit?
Ja, insbesondere für CBD (Cannabidiol) bei bestimmten Formen kindlicher Epilepsie wie dem Dravet- oder Lennox-Gastaut-Syndrom. Die Anwendung erfolgt ausschliesslich unter ärztlicher Kontrolle.
3. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Nur in Ausnahmefällen – bei dokumentierter Therapieresistenz und nach Antrag der behandelnden Ärztin oder des Arztes.
4. Können Cannabinoide mit anderen Antiepileptika interagieren?
Ja, Wechselwirkungen über Leberenzyme (CYP-System) sind möglich. Ärztliche Überwachung und regelmässige Blutkontrollen sind daher erforderlich.
5. Sind THC-haltige Präparate erlaubt?
In seltenen Fällen – und nur bei ärztlicher Indikation, wenn ein Nutzen zu erwarten ist und THC-haltige Präparate medizinisch begründet werden können.
Rechtliche Hinweise
- Cannabinoidbasierte Arzneimittel sind verschreibungspflichtig.
- Abgabe ausschliesslich über zugelassene Apotheken.
- Online-Käufe oder Importe sind nicht erlaubt.
- Die Arzneimittelsicherheit wird durch Swissmedic überwacht.
Compliance-Hinweis
Dieser Text dient ausschliesslich der Information über rechtliche und medizinische Rahmenbedingungen cannabinoidbasierter Therapien in der Schweiz.
Er ersetzt keine ärztliche Beratung und stellt keine Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel dar.

Quellen & Referenzen
- Bundesamt für Gesundheit (BAG) – Medizinischer Cannabis in der Schweiz: Rechtlicher Rahmen und Anwendungsbereiche (Stand: 2024)
- Swissmedic – Information zu Cannabis für medizinische Zwecke und Arzneimittel mit Cannabinoiden (Merkblatt, 2023)
- Schweizerische Gesellschaft für Neuropädiatrie (SGNP) – Leitlinien zur Behandlung therapieresistenter Epilepsien (2023)
- Foederatio Medicorum Helveticorum (FMH) – Leitfaden zur Verschreibung von Betäubungsmitteln und cannabinoidhaltigen Arzneimitteln (2023)
- New England Journal of Medicine (2018) – Trial of cannabidiol for drug-resistant epilepsy in the Dravet syndrome
- Epilepsia (2022) – Real-world evidence on cannabidiol treatment in refractory epilepsies
- Swiss Society for Epileptology (SSE) – Empfehlungen zur Begleittherapie mit Cannabinoiden bei Epilepsie (2022)
⚠️ Die Inhalte dieses Beitrags dienen ausschliesslich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung. Eine Behandlung mit medizinischem Cannabis erfolgt nur nach ärztlicher Einschätzung gemäss den geltenden gesetzlichen Vorgaben.

