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Medizinisches Cannabis – Forschung im Überblick
December 22, 2025
Enmedify Arzt
Inhalt

Medizinisches Cannabis – Forschung im Überblick

Viele Patientinnen und Patienten begegnen dem Thema medizinisches Cannabis zunächst mit Unsicherheit: Man hört viel über mögliche Anwendungen, über gesetzliche Besonderheiten oder über unterschiedliche Produktformen – doch wie ordnet die Forschung all das eigentlich ein?

Ein verständlicher Überblick darüber, was aktuell untersucht wird und wie wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen, kann helfen, dieses komplexe Feld besser zu verstehen.

Wichtig ist dabei: cannabisbasierte Arzneimittel sind in der Schweiz verschreibungspflichtig und dürfen nur in medizinisch begründeten Einzelsituationen eingesetzt werden. Die Qualität und die Abgabe unterliegen klaren gesetzlichen Bedingungen.

Wie die Studienlandschaft aufgebaut ist und welchen Zweck sie erfüllt

Forschung zu medizinischen Therapien – dazu gehören auch cannabisbasierte Anwendungen – entsteht nicht aus einem einzigen Datentyp, sondern aus verschiedenen Quellen. Jede davon beleuchtet einen anderen Aspekt: grundlegende biologische Vorgänge, klinische Fragestellungen, Anwendung im Alltag oder Sicherheitsaspekte.

Diese verschiedenen Bausteine ergänzen sich, weil keine einzelne Studie allein ein vollständiges Bild liefern kann. Gleichzeitig entwickelt sich die Evidenzbasis mit neuen Projekten, verbesserten Methoden und wachsenden internationalen Daten weiter.

Für Patientinnen und Patienten ist vor allem relevant zu wissen, dass Forschung nicht automatisch eine Empfehlung darstellt. Sie schafft Orientierung, beschreibt Zusammenhänge und öffnet neue Perspektiven – die Bewertung der individuellen Situation bleibt jedoch immer Aufgabe der behandelnden Fachperson. 

Überblick über die wichtigsten Studiendesigns

Experimentelle Studien: strukturierte Untersuchungen mit klaren Abläufen

In experimentellen klinischen Untersuchungen – häufig als randomisierte Studien bezeichnet – erhalten Teilnehmende nach einem festgelegten Plan unterschiedliche Behandlungen oder Vergleichsbedingungen. Diese Designs helfen dabei zu verstehen, wie bestimmte Präparate unter kontrollierten Bedingungen vertragen werden und welche Parameter für weitere Forschung relevant sein könnten.

Die Ergebnisse solcher Untersuchungen müssen später jedoch immer im Verhältnis zur Praxis betrachtet werden, denn sie spiegeln einen klar definierten Studienrahmen wider und nicht den gesamten medizinischen Alltag.

Beobachtende Studien: Einblicke aus Behandlungssituationen

Beobachtende Studien erfassen Situationen, in denen Menschen bereits ärztlich betreut werden. Forschende greifen nicht in die Behandlung ein, sondern dokumentieren Abläufe, Muster und Erfahrungen. Dadurch entstehen wertvolle Hinweise darauf, wie Therapien im Alltag organisiert werden, welche Aspekte Patientinnen und Patienten als herausfordernd erleben und welche Faktoren im Behandlungsverlauf eine Rolle spielen.

Diese Studienform eignet sich gut, um neue Fragestellungen zu identifizieren, ersetzt aber keine kontrollierten klinischen Untersuchungen.

Registerdaten und Fallserien: ergänzende Perspektiven

Register und Fallserien sammeln strukturierte Informationen über Behandlungen, ohne jedoch Vergleichsgruppen einzubauen. Sie bieten zusätzliche Einblicke zu dokumentierten Verläufen und helfen dabei, Entwicklungen oder Trends zu erkennen. Ihre Aussagekraft ist begrenzt, aber sie tragen dazu bei, zukünftige Forschung gezielter zu planen.

Präklinische Forschung: Grundlagen für spätere klinische Untersuchungen

Bevor cannabisbasierte Therapien beim Menschen untersucht werden können, widmen sich viele Forschungsprojekte zunächst den biologischen Grundlagen. In Laborstudien und Tiermodellen beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie einzelne Cannabinoide an körpereigene Strukturen andocken und wie der Organismus diese Stoffe verarbeitet.

Solche Untersuchungen machen verständlich, welche Mechanismen grundsätzlich infrage kommen könnten, ohne jedoch Aussagen zur Anwendung bei Menschen zu treffen. Sie helfen vielmehr dabei, gezielte Fragestellungen für spätere klinische Studien zu definieren.

Klinische Forschung: Untersuchungen beim Menschen

Klinische Studien folgen einem klaren Ablauf, um neue medizinische Erkenntnisse systematisch zu gewinnen. Dabei kann es um verschiedene Ziele gehen – zum Beispiel darum, wie bestimmte Präparate aufgenommen werden, wie sie dosiert werden könnten oder wie gut sie in bestimmten Untersuchungsgruppen vertragen werden.

Solche Studien werden in mehreren Phasen durchgeführt:

  • Frühe Studien konzentrieren sich vor allem darauf, wie der Körper die Substanzen verarbeitet.

  • Folgestudien untersuchen, welche Parameter für weiterführende Forschung relevant sein könnten.

  • Grössere klinische Projekte beleuchten Fragestellungen in breiteren Gruppen, immer unter klar definierten Voraussetzungen.

Wo Swissmedic eine Rolle spielt

Da cannabisbasierte Arzneimittel in der Schweiz verschreibungspflichtig sind, gelten für Forschung sowie für die spätere Abgabe klare gesetzliche Vorgaben. Swissmedic überwacht die Qualität, Sicherheit und den Umgang solcher Präparate. Dazu gehören beispielsweise Anforderungen an die Herstellung, Dokumentation und Nachverfolgung.

Diese Vorgaben sorgen dafür, dass klinische Untersuchungen unter strukturierten Bedingungen stattfinden. Gleichzeitig bleibt die ärztliche Verantwortung zentral: Fachpersonen entscheiden im Einzelfall, wie Informationen aus Studien für die eigene medizinische Einschätzung relevant sein könnten.

Einblicke aus dem klinischen Alltag: Beobachtungen ausserhalb kontrollierter Studien

Neben den formalen klinischen Studien gibt es Daten aus dem medizinischen Alltag, die zeigen, wie Therapien in realen Situationen organisiert werden. Dazu gehören:

  • dokumentierte Abläufe in der ärztlichen Betreuung,

  • Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten,

  • Muster in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Apotheke.

Diese Beobachtungen helfen zu verstehen, welche Faktoren im tatsächlichen Behandlungsgeschehen eine Rolle spielen – etwa organisatorische Schritte, Informationswege oder Herausforderungen bei längerfristigen Therapien. Sie liefern wichtige Zusatzinformationen, auch wenn sie methodisch nicht so streng aufgebaut sind wie klinische Studien.

Der Fokus liegt hier nicht auf der Bewertung von Wirkungen, sondern darauf, wie medizinische Prozesse gestaltet werden und welche Fragen dabei entstehen.

Sicherheit und Verträglichkeit: Ein dauerhaft wichtiger Forschungsbereich

Ein zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind Untersuchungen zur Sicherheit. Dabei geht es beispielsweise um:

  • mögliche unerwünschte Reaktionen,

  • die Verträglichkeit verschiedener Präparate,

  • Wechselwirkungen mit anderen Therapien,

  • Aspekte, die für eine längerfristige Anwendung relevant sein könnten.

Ein Überblick zu bekannten Nebenwirkungen findet sich im Beitrag Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis.

Studien beschreiben hier sehr unterschiedliche Beobachtungen – je nach Art der Untersuchung, Zusammensetzung des jeweiligen Präparats und untersuchter Gruppe. Diese Vielfalt zeigt, warum Daten zu Sicherheit und Verträglichkeit kontinuierlich erweitert und sorgfältig eingeordnet werden müssen.

Warum Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können

Wer die Studienlage zu medizinischem Cannabis betrachtet, stellt schnell fest, dass Ergebnisse nicht immer einheitlich ausfallen. Das hat verschiedene Gründe, die vor allem mit der Komplexität des Forschungsumfelds zusammenhängen.

Erstens untersuchen Projekte häufig sehr unterschiedliche Gruppen – etwa in Bezug auf Alter, Vorerkrankungen oder bisherige Therapien. Zweitens kommen in der Forschung verschiedene Präparateformen und Herstellungsverfahren vor, was Vergleiche erschwert. Drittens verfolgen Studien unterschiedliche Ziele: Während einige Projekte pharmakologische Fragen klären wollen, konzentrieren sich andere auf Sicherheit, Verträglichkeit oder bestimmte Abläufe im klinischen Alltag.

Diese Vielfalt führt dazu, dass Erkenntnisse stets im Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Kontext betrachtet werden müssen. Einzelne Ergebnisse lassen sich nicht ohne Weiteres auf alle Situationen übertragen. Für Fachpersonen ist es daher zentral, verschiedene Quellen nebeneinander zu betrachten, bevor sie Schlussfolgerungen ziehen.

Offene Fragen, die künftig an Bedeutung gewinnen

Die Forschung entwickelt sich kontinuierlich weiter. Mehrere Bereiche stehen besonders im Fokus und werden voraussichtlich in den kommenden Jahren eine grössere Rolle spielen:

1. Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe

Zunehmend rückt die Frage in den Vordergrund, wie unterschiedliche Cannabinoide und andere Pflanzenbestandteile miteinander interagieren könnten. Dabei geht es weniger um konkrete Anwendungen als um ein besseres Verständnis der biologischen Zusammenhänge.

2. Personalisierte medizinische Fragestellungen

Zukünftig wird stärker untersucht werden, wie individuelle Faktoren – etwa Stoffwechsel, Begleiterkrankungen oder Wechselwirkungen – die ärztliche Einschätzung beeinflussen könnten. Ziel ist es, die Entscheidungsfindung zu unterstützen, nicht bestimmte Therapien vorwegzunehmen.

3. Qualitäts- und Standardisierungsfragen

Einige Forschungsgruppen arbeiten daran, produktbezogene Kriterien international besser vergleichbar zu machen. Auch wenn dies für Patientinnen und Patienten nicht direkt sichtbar ist, trägt es langfristig zu einer stabileren Evidenzbasis bei.

4. Weiterführende Untersuchungen zur Sicherheit

Sicherheit bleibt ein dauerhaft wichtiger Bestandteil der Forschung. Künftige Projekte konzentrieren sich darauf, bestehende Daten langfristig zu ergänzen und bestimmte Fragestellungen genauer zu beleuchten. Es geht dabei nicht darum, konkrete Aussagen zu treffen, sondern herauszufinden, welche Aspekte in welchem Kontext besondere Aufmerksamkeit benötigen könnten.

Diese offenen Fragen zeigen, dass Forschung ein fortlaufender Prozess ist, der sich stetig weiterentwickelt und neue Perspektiven erschliesst.

Wie Patientinnen und Patienten Forschungsergebnisse einordnen können

Die Vielzahl an Studien kann für Menschen, die sich erstmals mit medizinischem Cannabis befassen, herausfordernd wirken. Einige Grundsätze können dabei helfen, Informationen aus wissenschaftlichen Quellen besser zu verstehen:

Einzelne Studien nicht isoliert betrachten

Eine einzelne Untersuchung liefert immer nur einen kleinen Ausschnitt. Erst der Vergleich mehrerer Projekte ermöglicht ein breiteres Bild.

Unterschiedliche Studiendesigns berücksichtigen

Ergebnisse aus kontrollierten Studien und aus ärztlichen Behandlungssituationen ergänzen sich, erfüllen aber jeweils andere Zwecke. Es ist normal, dass sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Sicherheit und rechtliche Rahmenbedingungen beachten

Medizinisches Cannabis ist in der Schweiz verschreibungspflichtig und unterliegt klaren gesetzlichen Vorgaben. Eine detaillierte rechtliche Einordnung finden Sie im Artikel Legalität von medizinischem Cannabis in der Schweiz.

Ärztliche Beurteilung bleibt zentral

Auch wenn Forschung wertvolle Orientierung vermittelt, braucht es immer eine medizinische Einschätzung, um die persönliche Situation richtig einzuordnen. Fachpersonen verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse mit individuellen Faktoren, um gemeinsam mit Patientinnen und Patienten das weitere Vorgehen zu planen.

Fazit: Forschung schafft Orientierung – Entscheidungen entstehen im persönlichen Gespräch

Die Studienlandschaft zu medizinischem Cannabis ist vielfältig und dynamisch. Sie vermittelt wichtige Einblicke in biologische Grundlagen, Sicherheit und klinische Fragestellungen. Gleichzeitig zeigen die unterschiedlichen Projekte, wie vielschichtig das Thema ist und warum Ergebnisse nicht immer deckungsgleich ausfallen.

Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: Forschung liefert wertvolle Orientierung, doch der konkrete Nutzen für die eigene Situation lässt sich nur im Austausch mit einer qualifizierten Fachperson beurteilen.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Text dient ausschliesslich der allgemeinen Information über Forschungsansätze zu medizinischem Cannabis. Er enthält keine Werbung, keine Dosierungs- oder Wirkaussagen und ersetzt nicht die ärztliche Beratung. Cannabisbasierte Arzneimittel sind in der Schweiz verschreibungspflichtig und unterliegen den gesetzlichen Vorgaben sowie der Kontrolle durch die zuständigen Behörden.

Enmedify Arzt

Enmedify besteht aus einem Team von führenden ärzten mit jahrelanger Erfahrung in der Cannabis-Therapie. Unsere Ärzte sind spezialisiert auf eine Vielzahl von Indikationen und verfügen über umfassende Erfahrung in der Behandlung mit medizinischem Cannabis.

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