Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis
Seit dem 1. August 2022 ist die Verschreibung von medizinischem Cannabis in der Schweiz für Ärztinnen und Ärzte erlaubt. Die Anwendung erfolgt ausschliesslich unter ärztlicher Kontrolle und über zugelassene Apotheken.
Dieser Artikel bietet einen neutralen Überblick über mögliche Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Sicherheitsaspekte im Alltag, ohne Werbung, ohne Wirkaussagen und ohne Dosierungsempfehlungen. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten sachlich zu informieren und die ärztliche Beratung zu ergänzen.
Warum Nebenwirkungen auftreten können
Cannabinoide wie THC und CBD wirken über das Endocannabinoid-System (ECS), das Körperfunktionen wie Schmerzverarbeitung, Stimmung, Appetit und Schlaf mitreguliert.
Da dieses System an vielen Prozessen beteiligt ist, können Cannabispräparate, je nach Dosis, Applikationsform und individueller Empfindlichkeit, verschiedene Begleiterscheinungen hervorrufen.
Wichtig: Die Beurteilung, ob und wie ein Präparat geeignet ist, erfolgt immer durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt.
Häufige Nebenwirkungen
Die häufigsten, meist milden Begleiterscheinungen medizinischer Cannabispräparate sind:
- Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Benommenheit
- Schwindel, Konzentrationsstörungen
- Mundtrockenheit
- Übelkeit oder Appetitveränderungen
- Herzklopfen, Pulsanstieg oder leichter Blutdruckabfall
- Stimmungsänderungen wie innere Unruhe oder Reizbarkeit
Diese Effekte treten besonders zu Beginn der Therapie oder bei Dosisänderungen auf und klingen meist ab, sobald sich der Körper anpasst.
Wichtig: Jede Veränderung des Befindens sollte mit der Ärztin/dem Arzt besprochen werden.
Seltenere oder situationsabhängige Risiken
- Psychische Reaktionen: Bei entsprechender Veranlagung kann THC Angst oder vorübergehende Verwirrtheit auslösen.
- Herz-Kreislauf: Bei bestehenden Erkrankungen ist Vorsicht geboten.
- Leberfunktion: CBD-reiche Präparate können Leberwerte beeinflussen; Laborkontrollen werden fallweise vom Arzt angeordnet.
- Ältere Menschen: Erhöhtes Risiko für Schwindel und Stürze.
- Schwangerschaft/Stillzeit: Anwendung nur bei zwingender medizinischer Indikation und ärztlicher Begleitung.
Einfluss des Applikationswegs
Die Art der Anwendung bestimmt, wie schnell und wie lange die Wirkung eintritt, und somit auch das Nebenwirkungsprofil:
- Inhalation (Vaporizer): schneller Wirkungseintritt, kürzere Dauer; Reizungen der Atemwege möglich.
- Orale Einnahme (Öle, Kapseln): verzögerter Beginn, längere Wirkung; stärkere individuelle Unterschiede durch Leberstoffwechsel.
- Oromukosal (z. B. Tropfen unter der Zunge): relativ schneller Beginn, gleichmässige Wirkung.
Die Wahl der Form erfolgt ausschliesslich durch die behandelnde Fachperson.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
THC und CBD werden über Enzyme der CYP-Familie (u. a. 2C9, 2C19, 3A4) abgebaut.
Andere Medikamente, etwa bestimmte Antiepileptika, Antibiotika oder Antidepressiva, können diesen Stoffwechsel beeinflussen.
Daher gilt: Immer die gesamte Medikation offenlegen, auch pflanzliche Präparate oder frei verkäufliche Produkte. Anpassungen werden ausschliesslich ärztlich vorgenommen.
Alltag & Sicherheit in der Schweiz
Fahrtüchtigkeit
THC kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.
In der Schweiz gilt ein analytischer Grenzwert für THC im Blut (1,5 µg/L). Bereits geringe Mengen können rechtliche Folgen haben, unabhängig vom subjektiven Empfinden.
Nicht fahren, solange eine Beeinträchtigung möglich ist.
Arbeit & Maschinen
Bei Müdigkeit oder Konzentrationsproblemen keine Maschinen bedienen; betriebliche Sicherheitsvorgaben beachten.
Alkohol & andere Substanzen
Kombinationen können die dämpfende Wirkung verstärken und sollten nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.
Aufbewahrung
Produkte immer in Originalverpackung, kindersicher und verschlossen aufbewahren.
Weitergabe an Dritte ist verboten.
Toleranz & Absetzen
Bei längerem Gebrauch, besonders von THC-haltigen Präparaten, kann eine Toleranz entstehen.
Ein abruptes Absetzen kann zu Schlaf- oder Stimmungsschwankungen führen.
Veränderungen der Dosis oder Einnahmepausen sollten stets ärztlich begleitet werden.
Was tun bei Nebenwirkungen?
- Symptome dokumentieren (Art, Zeitpunkt, Verlauf).
- Ärztin/Arzt informieren, bevor Änderungen vorgenommen werden.
- Keine Selbstanpassung der Dosis.
- Bei akuten Beschwerden (z. B. Brustschmerz, Ohnmacht, starke Verwirrtheit): Notruf 144.
Häufige Fragen (FAQ)
Sind Nebenwirkungen normal?
Milde Reaktionen sind möglich, sollten aber immer ärztlich besprochen werden.
Kann man Nebenwirkungen vermeiden?
Nur durch ärztliche Anpassung von Form, Zeitpunkt oder Kombination.
Darf ich nach THC-Einnahme fahren?
Nein, wenn eine Beeinträchtigung möglich ist. Der gesetzliche Grenzwert gilt unabhängig vom Empfinden.
Kann medizinisches Cannabis mit anderen Medikamenten interagieren?
Ja, möglich. Deshalb immer alle Medikamente ärztlich prüfen lassen.
Warum unterscheiden sich die Nebenwirkungen zwischen Inhalation und Öl?
Weil Aufnahme und Abbau im Körper unterschiedlich ablaufen, dadurch ändern sich Beginn und Dauer der Wirkung.
Compliance-Hinweis
Dieser Artikel dient ausschliesslich der Information über Sicherheit und Nebenwirkungen medizinischer Cannabistherapien.
Er enthält keine Werbung, keine Dosierungs, oder Wirkaussagen und ersetzt nicht die ärztliche Beratung.
Therapieentscheidungen, Anpassungen und Verlaufskontrollen liegen ausschliesslich bei zugelassenen Fachpersonen.

Enmedify besteht aus einem Team von führenden ärzten mit jahrelanger Erfahrung in der Cannabis-Therapie. Unsere Ärzte sind spezialisiert auf eine Vielzahl von Indikationen und verfügen über umfassende Erfahrung in der Behandlung mit medizinischem Cannabis.

