Neue Cannabinoide: CBG, CBN & Forschung im Überblick
In der öffentlichen Diskussion zu medizinischem Cannabis fallen neben THC und CBD zunehmend weitere Namen: CBG, CBN oder andere sogenannte Minor Cannabinoids. Viele Patientinnen und Patienten in der Schweiz möchten wissen, was hinter diesen Begriffen steht und in welchem Rahmen sie überhaupt eine Rolle spielen könnten.
Gleichzeitig bleibt der rechtliche Rahmen streng: Cannabis ist in der Schweiz grundsätzlich als verbotenes Betäubungsmittel eingestuft, für den medizinischen Bereich gelten jedoch spezifische Ausnahmen und klare Vorgaben. Einen Überblick dazu gibt der Beitrag Legalität von medizinischem Cannabis in der Schweiz.
Um aktuelle Forschung einordnen zu können, ist es hilfreich, zunächst die biologischen Grundlagen zu kennen. Der Artikel Wie Cannabis im Körper Wirkt erklärt das Endocannabinoid-System, auf das sich viele Studien zu CBG, CBN und anderen Cannabinoiden beziehen.
Forschungsfokus: Was Zu CBG, CBN und Weiteren Cannabinoiden Untersucht Wird
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Cannabinoiden jenseits von THC und CBD befindet sich im Vergleich zu etablierten Wirkstoffen noch in einer frühen Phase. Viele Projekte befassen sich mit grundlegenden Fragen, zum Beispiel:
- Welche Cannabinoide kommen in welchen Konzentrationen in der Pflanze vor?
- Wie verändern sich einzelne Cannabinoide während der Reifung und Lagerung?
- Wie lassen sich Extrakte so herstellen, dass ihre Zusammensetzung möglichst stabil bleibt?
Diese Arbeiten liefern wichtige Basisinformationen, ohne dass daraus bereits konkrete medizinische Anwendungen abgeleitet werden. Aussagen zu möglichen Effekten oder Einsatzgebieten gehören in den ärztlichen Behandlungsprozess und sind in der öffentlichen Kommunikation streng reglementiert.
CBG im Forschungskontext: Vom CBGA zur Cannabinoidvielfalt
CBG (Cannabigerol) wird häufig im Zusammenhang mit der frühen Entwicklung der Cannabispflanze erwähnt. Streng genommen gilt jedoch vor allem CBGA, die Säureform von CBG, als biochemische Ausgangssubstanz: Aus CBGA entstehen während der Entwicklung der Pflanze andere Cannabinoide wie THC, CBD oder CBC.
Für Forschende ergeben sich daraus mehrere Ansatzpunkte:
- Wie verändern sich CBGA und CBG in unterschiedlichen Zucht- und Verarbeitungsbedingungen?
- Welche Bedeutung haben diese Veränderungen für die Zusammensetzung des gesamten Cannabinoidprofils?
- Unter welchen Bedingungen lassen sich CBG-haltige Extrakte reproduzierbar herstellen?
Im Vordergrund steht dabei nicht eine unmittelbare therapeutische Nutzung, sondern das Verständnis von Zusammenhängen innerhalb der Pflanze und bei der Aufbereitung von Ausgangsstoffen. Welche Rolle CBG in der medizinischen Praxis spielen könnte, wird erst dann beurteilt, wenn ausreichend belastbare Daten vorliegen und die rechtlichen Vorgaben erfüllt sind.
CBN im Fokus: Was Beim Abbau von THC Entsteht
CBN (Cannabinol) unterscheidet sich von vielen anderen Cannabinoiden dadurch, dass es vor allem beim Abbau von THC entsteht. Wenn Cannabisprodukte über längere Zeit Sauerstoff, Licht oder Wärme ausgesetzt sind, kann sich THC schrittweise in CBN umwandeln.
Forschungsprojekte analysieren unter anderem:
- wie stabil CBN unter verschiedenen Lagerungsbedingungen ist,
- wie sich der Anteil von CBN in Präparaten im Zeitverlauf verändert,
- wie CBN im Körper verarbeitet wird, wenn es in standardisierten Präparaten enthalten ist.
Auch hier geht es in erster Linie um Charakterisierung und Nachvollziehbarkeit. Die Tatsache, dass CBN aus THC hervorgeht, bedeutet nicht automatisch, dass daraus eine bestimmte medizinische Bedeutung folgt. Solche Bewertungen finden nur im Rahmen fachlicher Beurteilungen durch Ärztinnen und Ärzte statt und unterliegen den regulatorischen Vorgaben.
Weitere Minor Cannabinoids: Beispiele und Typische Fragestellungen
Neben CBG und CBN stehen auch andere Cannabinoide mit geringerer Konzentration im Interesse der Forschung, etwa CBC, CBDV oder THCV. Sie werden häufig untersucht, um besser zu verstehen:
- wie vielfältig das Cannabinoidprofil einer Pflanze ausgeprägt sein kann,
- welche Kombinationen von Cannabinoiden in unterschiedlichen Sorten vorkommen,
- wie sich diese Kombinationen bei der Herstellung von Arzneimitteln abbilden lassen.
Wie Behörden und Fachpersonen Neue Cannabinoide Einordnen
Während sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Cannabinoiden weiterentwickelt, bleiben die Anforderungen an den medizinischen Einsatz in der Schweiz unverändert klar geregelt. Cannabis gilt grundsätzlich als verbotenes Betäubungsmittel; für medizinische Zwecke sind jedoch Ausnahmen vorgesehen, die präzise definiert und streng überwacht werden.
Die Verantwortung für die Kontrolle dieses Rahmens liegt bei Swissmedic. Dazu gehören Bewilligungen, Qualitätsanforderungen und Vorgaben für den Umgang mit cannabishaltigen Arzneimitteln.
Dass neue Cannabinoide wissenschaftlich untersucht werden, bedeutet nicht, dass sie automatisch therapeutisch genutzt werden können. Zulassungen, Fachinformationen und rechtliche Vorgaben ändern sich nicht allein aufgrund neuer Forschungsdaten. Erst wenn ausreichende Evidenz vorliegt und regulatorische Anforderungen erfüllt sind, können Cannabinoide im Rahmen ärztlicher Behandlungen berücksichtigt werden.
Warum Ärztinnen und Ärzte Eine Zentrale Rolle Spielen
Ob ein cannabisbasiertes Arzneimittel für eine Patientin oder einen Patienten infrage kommt, entscheiden ausschließlich ärztliche Fachpersonen. Grundlage ist immer die individuelle Ausgangssituation – etwa bisherige Therapien, die aktuelle Symptomlage oder mögliche Wechselwirkungen.
Dabei bleibt der gesamte Ablauf klar strukturiert:
- Zunächst wird geprüft, welche konventionellen Behandlungen bereits durchgeführt wurden.
- Anschließend werden mögliche Optionen besprochen, falls weitere medizinische Schritte sinnvoll erscheinen.
- Nur wenn gesetzliche Voraussetzungen erfüllt sind, kann ein Cannabispräparat verschrieben werden.
Eine ausführliche Darstellung dieses Vorgehens bietet der Beitrag Wie Ärzte Cannabis in der Schweiz verschreiben.
Auch bei neuen Cannabinoiden wie CBG oder CBN gilt: Die Einordnung erfolgt nicht automatisch aufgrund einzelner Studien, sondern unter Berücksichtigung der Gesamtsituation und der geltenden Vorschriften.
Herstellung und Qualität: Warum Konsistenz Eine Grundvoraussetzung Ist
Damit ein cannabishaltiges Arzneimittel in der Schweiz eingesetzt werden kann, muss es bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Für Apotheken und Hersteller bedeutet das, dass die Zusammensetzung eines Präparats nachvollziehbar und stabil sein muss.
Forschung zu CBG, CBN oder anderen Minor Cannabinoids ist daher auch für die pharmazeutische Praxis relevant – allerdings nicht wegen möglicher Effekte, sondern weil sie hilft, Pflanzenmaterial und Extrakte besser zu verstehen. Dazu gehören Aspekte wie:
- welche Cannabinoide in welcher Menge vorliegen,
- wie sich Konzentrationen während der Verarbeitung verändern,
- welche Faktoren für eine reproduzierbare Zusammensetzung wichtig sind.
Ein Überblick über gängige Präparate und deren Herstellung findet sich im Beitrag Cannabisprodukte in der Schweiz.
Dadurch wird nachvollziehbar, warum neue Forschungsergebnisse zwar interessant sind, aber nicht automatisch zu neuen Therapieoptionen führen: Bevor ein Präparat medizinisch eingesetzt werden kann, müssen Qualität, Sicherheit und rechtliche Anforderungen eindeutig erfüllt sein.
Wie Forschungsergebnisse Verantwortungsbewusst Eingeordnet Werden
Fachpersonen weisen häufig darauf hin, dass Forschungsergebnisse – besonders wenn sie aus Laborstudien oder frühen Entwicklungsphasen stammen – mit Zurückhaltung betrachtet werden sollten. Dies liegt an mehreren Punkten:
- frühe Daten beschreiben meist biologische oder chemische Zusammenhänge,
- unterschiedliche Studien nutzen verschiedene Ausgangsstoffe oder Methoden,
- klinische Aussagen lassen sich aus solchen Untersuchungen nicht ableiten,
- die regulatorische Lage setzt klare Grenzen für öffentliche Aussagen.
Wohin Sich Die Forschung zu Minor Cannabinoiden Entwickeln Könnte
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit CBG, CBN und weiteren Cannabinoiden liefert vor allem Erkenntnisse darüber, wie vielfältig die Cannabispflanze aufgebaut ist und wie sich einzelne Bestandteile im Laufe der Verarbeitung verändern. Zukünftige Forschungsarbeiten konzentrieren sich wahrscheinlich weiterhin auf Fragestellungen wie:
- welche Faktoren die Stabilität einzelner Cannabinoide beeinflussen,
- wie sich unterschiedliche Cannabinoidprofile zuverlässig erfassen lassen,
- wie analytische Methoden weiter verbessert werden können,
- welche Rolle seltenere Cannabinoide in der Gesamtzusammensetzung spielen.
Solche Untersuchungen gehören in den Bereich der Grundlagenarbeit. Sie zeigen, wie komplex Pflanzenstoffe aufgebaut sind und welche Aspekte für die pharmazeutische Herstellung relevant sein könnten. Welche Bedeutung diese Erkenntnisse langfristig haben könnten, lässt sich erst beurteilen, wenn deutlich mehr Daten vorliegen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt wurden.
Was Patientinnen und Patienten Aus Der Forschung Mitnehmen Können
Für Menschen, die sich grundsätzlich für medizinisches Cannabis interessieren, ist es hilfreich zu wissen, dass die Forschung zu neuen Cannabinoiden vor allem der Orientierung dient. Sie zeigt, welche Bestandteile einer Pflanze überhaupt bekannt sind und wie sie untersucht werden können.
Was das für den Alltag bedeutet:
- Die Ergebnisse beschreiben vor allem chemische und biologische Zusammenhänge.
- Sie ersetzen keine medizinische Einschätzung.
- Ob ein cannabisbasiertes Arzneimittel infrage kommt, hängt immer von der individuellen Situation und der ärztlichen Beurteilung ab.
- Neue Cannabinoide führen nicht automatisch zu neuen Behandlungsmöglichkeiten.
Damit bleibt die Forschung ein Baustein unter vielen. Sie trägt dazu bei, Entwicklungen besser einzuordnen, ohne Aussagen zu therapeutischen Ergebnissen zu treffen.
Zusammenfassung: Forschung Entwickelt Sich Weiter – Der Medizinische Rahmen Bleibt Klar
Research on CBG, CBN and other minor cannabinoids continues to refine the understanding of how einzelne Pflanzenbestandteile aufgebaut sind und sich während der Verarbeitung verändern. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, die Vielfalt der Cannabinoidprofile zu beschreiben und wissenschaftliche Grundlagen für zukünftige Fragestellungen zu schaffen.
Trotz dieser Entwicklungen bleibt der rechtliche Rahmen klar definiert: Für den medizinischen Bereich gelten feste Voraussetzungen, und cannabishaltige Arzneimittel unterliegen strengen regulatorischen Vorgaben. Wie neue Forschungsergebnisse langfristig eingeordnet werden, hängt davon ab, welche Daten künftig verfügbar sind und wie diese in bestehende medizinische und regulatorische Strukturen passen.
Hinweis Zur Medizinischen und Rechtlichen Einordnung
Dieser Text dient ausschließlich der neutralen Information über die wissenschaftliche Einordnung von Cannabinoiden. Er enthält keine Werbung, keine Aussagen zu Wirksamkeit oder konkreten Therapien und ersetzt nicht die persönliche ärztliche Beratung.
Enmedify besteht aus einem Team von führenden ärzten mit jahrelanger Erfahrung in der Cannabis-Therapie. Unsere Ärzte sind spezialisiert auf eine Vielzahl von Indikationen und verfügen über umfassende Erfahrung in der Behandlung mit medizinischem Cannabis.

